Bei Multi-Akteurs-Partnerschaften in der internationalen Zusammenarbeit handelt es sich um eine Kooperationsform, bei der Akteure aus Politik, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und Wissenschaft – und ggf. andere Akteursgruppen – gemeinsam einen Beitrag leisten, um die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen. Durch die Kombination von Kernkompetenzen verschiedener gesellschaftlicher Sektoren haben MAP ein enormes Potential, nachhaltige Veränderungsprozesse anzustoßen. Dementsprechend geht es beim Aufbau einer MAP nicht um die reine Anzahl der Partner, sondern darum eine breite gesellschaftliche Beteiligung unter Einbeziehung aller relevanten Akteure zu ermöglichen. Wichtiges Kriterium einer MAP ist dabei die Zusammenarbeit auf ‚Augenhöhe‘. Dazu müssen in der Partnerschaft Strukturen etabliert sein, die allen beteiligten Akteuren Einfluss auf Entscheidungsprozesse ermöglichen.
Um nachhaltige Lösungen für die komplexen globalen Herausforderungen unserer Zeit zu finden und gesellschaftlich zu verankern, werden neue Wege der Zusammenarbeit benötigt. Diese Einsicht ist eine Kernbotschaft der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und Multi-Akteurs-Partnerschaften (MAP) tragen dem Rechnung. Multi-Akteurs-Partnerschaften finden explizite Erwähnung in den Sustainable Development Goals (SDGs) unter SDG 17 „Partnerschaften, um die Ziele zu erreichen“ sowie in der von BMZ veröffentlichten Zukunftscharta im Handlungsfeld 8 „Eine neue globale Partnerschaft und Multi-Akteurs Partnerschaften für die Umsetzung entwickeln“.
MAP sind kein gänzlich neuer Ansatz. Es gibt bereits einige erfolgreiche Beispiele – sowohl international wie auch in Deutschland. Ziel muss es sein, bestehende Initiativen zu stärken und neue Initiativen auf den Weg zu bringen. Dazu gilt es, auch über klassische Rollenbilder gesellschaftlicher Akteursgruppen hinaus zu denken und Mut für innovative Kooperationsansätze aufzubringen.
Infografik – Partnerschaft planen
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Gemeinschaftliche Strategie & Zukunftsplanung
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Kooperationsmanagement
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Steuerung & Ressourcen
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Prozessmanagement
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Monitoring, Evaluierung und Lernen
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Kontext
1. Phase: Initiieren
In der ersten Phase einer (angehenden) Multi-Akteurs-Partnerschaft geht es darum, ein klares Problemverständnis zu entwickeln und die wichtigsten Akteure einzubinden. Dies bein-haltet auch die systematische Einbeziehung verantwortlichen Entscheidungsträger und vor allem die potentiellen Zielgruppen in Partnerländern. Neben der genauen Beschreibung der Herausforderungen und der Klärung, ob das Problem im Rahmen einer Partnerschaft zielführend bearbeitet werden kann, müssen die Initiatoren den Kontext und die Sichtweisen der relevanten Akteure analysieren sowie das geplante Vorgehen skizzieren. Die wichtigste Aufgabe in Phase eins besteht darin, Partizipation und Unterstützung für das Projekt zu generieren. Um Handlungsfähigkeit sicherzustellen, sollte sich um die Initiatoren eine Kerngruppe aus relevanten und engagierten Akteuren zusammenfinden, die den Aufbau der Partnerschaft vorantreibt. Die ‚Kerngruppe‘ hat den Auftrag, einen Raum für Dialog und Zusammenarbeit zu schaffen sowie den Engagement-Prozess zu koordinieren. In der ersten Phase geht es ausdrücklich noch nicht um den Aufbau von formellen Strukturen. Vielmehr sollten sich die Akteure genügend Zeit für den informellen Austausch und Beziehungsaufbau nehmen, da damit die Grundlage für den späteren Erfolg der MAP geschaffen wird.
Erfolgsfaktoren
2. Phase: Gestalten
In Phase zwei geht es darum, einen gemeinsamen Fahrplan zu gestalten und erste Vereinbarungen festzuhalten. Die Partner verständigen sich auf gemeinsame Ziele, Erfolgsindikatoren sowie eine Vision davon, was die Partnerschaft verändern kann. Sie sollten weiterhin die Rollen der einzelnen Akteure festlegen und klären, wer welche Ressourcen in die Partnerschaft einbringt. Dies sollte möglichst auch schriftlich – z.B. in Form eines Memorandum of Understanding – festgehalten werden. Die zweite Phase legt den Grundstein für das Engagement der Partner sowie die formale Strukturierung von Management-, Entscheidungs- und Kommunikationsprozessen. Damit schafft sie die Voraussetzungen für eine effektive Umsetzung in Phase drei.
Erfolgsfaktoren
3. Phase: Umsetzen
In Phase drei beginnt die eigentliche Umsetzung der Multi-Akteurs-Partnerschaft. Jetzt wer-den die gesetzten Ziele auf Basis des gemeinsam erarbeiteten Fahrplans sowie der festgelegten Rollen flexibel umgesetzt. Dies beinhaltet, dass auf Basis eines institutionalisierten Monitoring-Systems Raum für Reflektion und Lernprozesse geschaffen wird. Wenn im Laufe der Umsetzung offensichtlich wird, dass sich Bedingungen verändert haben, wichtige Partner fehlen oder Wirkungsketten nicht greifen, können die Akteure jederzeit erneut in den vorher beschriebenen Planungsprozess der Phasen eins und zwei einsteigen. Für eine effektive Implementierung müssen die Finanzierung wie auch Entscheidungs-, Management- und Kommunikationsstrukturen der MAP etabliert sein. Außerdem bedarf es eines verstärkten Öffentlichkeits- und Stakeholder-Managements, um das allgemeine Interesse am Thema sowie das Engagement der Partner zu erhalten. Dafür ist ein erhöhter Personalbedarf einzuplanen, insbesondere für ein gut ausgestattetes Sekretariat.
Erfolgsfaktoren
4. Phase: Weiterentwickeln
In Phase vier geht es darum, den langfristigen Erfolg der Multi-Akteurs-Partnerschaft zu sichern sowie Potentiale für ein scaling-up zu identifizieren. Zunächst ist es wichtig, durch transparente Governance und Kommunikation das Momentum für den Veränderungsprozess aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus sollte auf Basis von Monitoring und Evaluierung sowie den bisherigen lessons learned reflektiert werden, ob und in welche Richtung die Partnerschaft weiterentwickelt werden kann. Es könnte beispielsweise zielführend sein die Breitenwirksamkeit der Partnerschaft – z.B. durch Internationalisierung des Prozesses – zu erhöhen. Eine Alternative wäre, den Fokus der MAP auf eine andere Problemstellung zu verlagern, um ihre Wirkung zu erhöhen. Für einen nachhaltigen Erfolg ist es wichtig, dass die Partner sich darüber verständigen, was notwendig ist, um die MAP weiter zu führen. Sie sollten gleichzeitig die Übergabe von Verantwortung ermöglichen, sodass neue Partner hinzukommen können und vor allem lokale Partner und deren Kapazitäten gestärkt werden.